Voluntourismus – Gutes tun im Urlaub – ist im Trend. Laut einer aktuellen Untersuchung von „Tourism Watch – Brot für die Welt“ steigt die Nachfrage nach entsprechenden Angeboten von „Reisen mit sozialem Mehrwert“ seit 20 Jahren kontinuierlich. Während die staatlich geförderten und geregelten Freiwilligendienste in der DACH-Region bei 6.000 bis 7.000 Teilnehmern pro Jahr stagnieren, haben sich die Zahlen bei kommerziellen und privaten Diensten zuletzt auf 15.000 bis 25.000 verdreifacht.
Doch nicht alle kommerziellen Angebote sind empfehlenswert, die Leiterin von Tourism Watch, Antje Monshausen, ortet eine Reihe von „Umsetzungsdefiziten“. Standards seien kaum vorhanden, etwa für eine qualifizierte Auswahl von Teilnehmern oder professionelle Vorbereitungsmaßnahmen, Preistransparenz und Informationen darüber, wie die aufnehmende (Partner-) Organisation honoriert wird. Verhaltensregeln für Freiwilligendienste fehlen, ebenso die Nachbearbeitung und unabhängige Prüfung der Nachhaltigkeitsbilanz. Es gebe auch erhebliche, teils schwerwiegende Defizite im Kinderschutz. Hinzu kommen oft völlig unterschiedliche Vorstellungen von Reisenden und Anbietern sowie die fehlende Mitsprache der aufnehmenden Organisationen in den Entwicklungsländern.
Das Missverständnis beginnt laut Experten bereits damit, dass Kunden von Volunteering-Angeboten glauben, auf einer zweiwöchigen Urlaubsreise in ein Entwicklungsland tatsächlich etwas bewirken zu können und den Menschen dort etwas Gutes zu tun. So interessant das Geschäftsmodell klingt, so unrealistisch sind solche Erwartungen – abgesehen davon, dass fehlende Transparenz in der Kommunikation und in der Vorbereitung zu Enttäuschungen führen und vieles ethisch nicht zu rechtfertigen ist.
Eva-Maria Wirl vom Reiseanbieter „TravelWorks Wien – Arbeiten und Reisen im Ausland“ relativierte jedoch allzu große Befürchtungen. Voluntourismus-Angebote sind in Österreich noch ein Nischensegment, nur knapp 15 Prozent ihrer Kunden seien tatsächlich bereit, etwas unentgeltlich zu tun. Der Grazer FH-Professor Harald A. Friedl erklärte den Volunteering-Trend mit dem gesteigerten Bedürfnis junger Menschen nach Orientierung und Sinnsuche. Die Erlebnis- und Wellnessgesellschaft der 1980er- und 1990er-Jahre habe sich zu einer „Sinngesellschaft“ weiterentwickelt, die „Generation Praktikum“ habe großes Interesse an Freiwilligeneinsätzen im Ausland. Friedl plädierte dafür, bei Volunteering-Angeboten lieber gleich deutlich zu kommunizieren, was die Teilnehmer erwartet.
(Quelle: pressetext, Foto: Wikimedia Commons – TM)