Jedes fünfte Schulkind ist übergewichtig, gleichzeitig nehmen die Essstörungen bei Mädchen zu – und wir meinen, mit der Ernährung unserer Kinder wäre im Großen und Ganzen alles in Ordnung?

„Vielleicht ist einer der Gründe für die nicht gerade berauschende Ernährungssituation unseres Nachwuches darin zu suchen, dass wir oft eines nicht bedenken: Kinder sind keine kleine Erwachsenen – auch nicht, wenn es um das Essen geht. Manches, was für uns „gesund“ ist, ist für die altergerechte Entwicklung von Kindern ein Muss und anderes, das wir als „nicht so gesund“ für uns einstufen, kann für Kinder beinahe Gift sein. Der kindliche Organismus ist nicht nur empfindlicher, sondern er muss sich eben auch noch „entwickeln“. Kein Wunder also eigentlich, dass für ihn nicht die selben Gesetze gelten wie bei uns.

Beginnen wir mit der Milch. Während wir Milch trinken oder auch nicht – die Entscheidung ist uns überlassen und hat für uns keine besonders weitreichenden Folgen – ist Milch für den Knochenaufbau des kindlichen Körpers unverzichtbar. Ob es sich dabei um Voll-, Mager- oder Buttermilch, Joghurt oder ein anderes Produkt handelt, ob es pur getrunken oder in einer Speise „versteckt“ aufgenommen wird, ist dabei nicht wichtig, die Hauptsache ist, dass es sich dabei um Milch handelt – und zwar möglichst ohne Zuckerzusätze (Kakao, fertiges Fruchtjoghurt, Fruchtzwerge etc.). Keine entsprechende Milchversorgung wird übrigens durch die in der Werbung viel gepriesenen Milchschnitten erreicht: Selbst der kalziumreichste Riegel enthält nicht mehr Kalzium als 0,06 Liter Milch! Um auf den Gegenwert von einem halben Liter Milch zu kommen, müssten also mehr als acht solcher „Schnitten“ verspeist werden – und was das wiederum für den Zuckerhaushalt des Kindes und die Geldtasche der Eltern bedeutet, kann sich jeder selber ausmalen.

Ein ebenfalls sehr wichtiges – flüssiges – Lebensmittel für Kinder ist Wasser. Gerade bei den Kleinen ist es sehr wichtig, dass sie genug Flüssigkeit zu sich nehmen, da die Gefahr der Austrocknung bei ihnen viel größer ist als bei Erwachsenen. Wasser kann in verschiedenen Varianten angeboten werden: pur, in Form von ungesüßten Tees oder – wenn’s denn unbedingt Zucker sein muss – mit Fruchtsäften vermischt (mindestens 1:1 verdünnt).

Das leidige Thema Zucker: Wie man es macht, ist es falsch. Von zuckerhaltigen Limonaden wie Cola wird von Fachleuten bekanntlich heftigst abgeraten. Wer nun aber glaubt, in Light-Getränken die optimale Lösung für den durstigen Nachwuchs und dessen Freunde gefunden zu haben, der irrt. Light-Getränke enthalten bekanntlich Süßstoffe, von denen nicht mehr als eine tägliche Höchstdosis konsumiert werden soll. Der Haken an der Sache: Es gibt keine Richtlinien bzw. Erfahrungen, ab welchen Mengen diese Stoffe für Kinder schädlich sind. Am besten also ganz darauf verzichten und auf Wasser, Kräuter- oder Früchtetees zurück greifen. Das kommt, ganz nebenbei bemerkt, auch finanziell deutlich günstiger.

Was Sie jetzt bei den Getränken und den Milchschnitten eingespart haben, können Sie gleich wieder investieren: In eine ausgeglichene und gesunde Mischkost für Ihre Kinder. Täglich zwei kalte und eine warme Mahlzeit (plus Jausen) gilt es schließlich zusammen zu stellen und letztlich auch zu finanzieren. Empfohlen werden dabei
– Vollkorngetreide und Vollkornbrot,
– die tägliche Portion Naturreis, Vollkornnudeln, Hirse oder Kartoffeln (aber nicht in Form von Pommes oder Chips, denn darin sind zu viele versteckte und auch offensichtliche Fette enthalten)
– frisches Obst
– frisches oder tiefgekühltes und schonend zubereitetes Gemüse
– maximal drei Eier pro Woche (wegen des Cholesterin-Gehalts)
– mageres und nicht zu stark angebratenes Fleisch (für die Eisenversorgung), möglichst nicht täglich, bei gleichzeitigem Verzicht von fetten Würsten wie Salami & Co. sowie
– der wöchentlich Seefisch für den Iod-Haushalt.

Aber Kinder essen auch mit den Augen. Ist das Essen ansprechend aufbereitet, ist seine Chance, auch tatsächlich im Mund anstatt auf dem Boden zu landen, schon deutlich gestiegen. Einfach aus langweiligen Radieschen lustige Kulleraugen werden lassen, Karotten zu Nasen und Kresse zu Haaren „“zaubern““ – und schon ist das Essen gleich viel lustiger. Man denke nur an die eigene Kindheit und die oft heiß geliebte Buchstabensuppe zurück, mit der man noch den eigenen Namen am Tellerrand gelegt hat, wenn die Suppe selber schon kalt war.

Und wer sich wundert, dass eine sonst anstandslos gegessene Speise plötzlich verweigert wird, sollte kurz überlegen, ob vielleicht der Lieblingsteller des Kindes gerade in der Spülmaschine ist – und ihn besser ganz schnell mit der Hand abwaschen. Auch zu bedenken gilt: Wer sein Baby an das Essen direkt aus dem Gläschchen gewöhnt hat, darf sich nicht wundern, wenn die selbe Speise ein anderes Mal verweigert wird, weil sie von einem Teller oder aus einer Schüssel gegessen werden soll – denn in den Augen des Kindes ist das vielleicht einfach „falsch“.

Wie so oft muss auch bei der kindlichen Ernährung ein guter Mittelweg gefunden werden, nicht nur in Sachen Aufbereitung und Zeitaufwand, sondern – vor allem – hinsichtlich der Zusammenstellung. Denn eines steht fest: Einseitige Ernährung ist schädlich – nicht nur für das Kind, sondern auch für den Rest der Familie. Wer sich vegetarisch ohne Milch ernährt, lebt um nichts gesünder als jemand, der ständig fettes Fleisch, Wurst und Käse isst oder Kinder, die zu jeder Mahlzeit Weißbrot und Süßigkeiten bekommen – in all diesen Fällen treten (wenngleich auch unterschiedliche) Mangelerscheinungen auf, die zu langfristigen Schäden führen (können).

Ganz allgemein gilt es, mit Fett und Süßem bewusst und sparsam umzugehen. Lieber den Fettrand beim Schinken wegschneiden, die Bratwurst seltener auf den Grill legen, nur wenig zuckern (auch Honig und brauner Zucker bieten keine Vorteile!) und gelegentlich einmal daran denken, dass Schokolade sowohl Fett als auch Zucker im Übermaß enthält oder Gummibärchen & Co. jede Menge ungesunder Farbstoffe als Inhaltsstoffe besitzen, die Allergien hervorrufen können, dann klappt die gesunde und ausgewogene Ernährung für die liebe Kleinen schon.

(Foto:  Agricultural Research Service)